"Müssen unsere eigenen Hausaufgaben machen"

CHEFTRAINERIN FRITZY KROMP IM INTERVIEW

17.10.25 von Marcel Kuhnt | 5 Min

Fritzy Kromp im Weserstadion.

Zwei Spielzeiten war Fritzy Kromp bei Eintracht Frankfurt. Als ehemalige Trainerin der U20 sowie Nachwuchskoordinatorin kennt sie den Verein hervorragend. Am kommenden Sonntag (live bei DAZN, MagentaSport und im Liveticker auf WERDER.DE) kehrt sie nun als Cheftrainerin der WERDERFRAUEN zurück an alte Wirkungsstätte. Im WERDER.DE-Interview spricht sie über ihre Vergangenheit bei der Eintracht, die Herausforderungen bei Englischen Wochen und die Chance für einen erneuten grün-weißen Erfolg im Stadion am Brentanobad:

WERDER.DE: Moin, Fritzy. Am Sonntag kehrst du an deine alte Wirkungsstätte zurück. Wie fühlt es sich ein paar Tage vorher an?

Fritzy Kromp: Es ist sehr speziell, doch ich freue mich sehr darauf. Das Stadion am Brentanobad verbinde ich mit diesem Spieltagsgefühl und der positiven Anspannung, die vor den Partien herrscht. Gerade weil das Stadion auch unsere Spielstätte mit der U20 der Eintracht war. Auch die Vereinshymne kommt mir direkt ins Ohr, da sie vor jedem Match dort rausgeschmettert wurde (lacht). Ich bin zwar letztes Wochenende bereits für eine Spielbeobachtung der zweiten Mannschaft dort gewesen und hatte da einen Moment der Rückkehr. Doch am Sonntag ist es nochmal anders, da ich als Trainerin in dem Stadion stehen werde.

WERDER.DE: Du sprichst die Atmosphäre am Stadion am Brentanobad an. Ein enges Stadion mit vielen Fans. Worauf stellst du dich ein?

Fritzy Kromp: Ich bin sehr gespannt, wie es sich an der Seitenlinie während eines Bundesligaspiels anfühlt. Als Trainerin der zweiten Mannschaft der Eintracht war das Stadion bei unseren Spielen nicht so gefüllt wie beim Bundesligateam. Daher kenne ich die Atmosphäre nur von der Tribüne. In den letzten Jahren hat sich die Fankultur in Frankfurt extrem weiterentwickelt. Die Zuschauer*innen machen dort richtig Alarm, weshalb ich mich sehr auf die Begegnung freue. Auch wenn es sicherlich nicht ganz so laut sein wird wie letztes Wochenende im Weserstadion.

Fritzy Kromp steht im Weserstadion an der Seitenlinie.
Konzentriert: Fritzy Kromp kehrt am Sonntag nach Frankfurt zurück (Foto: W.DE).

WERDER.DE: Ein Blick auf die Tabelle verrät, dass die Ausgangssituation sehr interessant ist. Aktuell stehen wir mit einem Punkt mehr auf dem Konto direkt vor der Eintracht. Es ist das Duell Sechster gegen Siebter. Aus der Ferne betrachtet – hat die SGE am Sonntag viel Druck?

Fritzy Kromp: Ohne Genaueres zu wissen, gehe ich schon davon aus. Ich kenne den Verein und dessen Ambitionen. Sie wollen die vorderen Plätze belegen und haben den Anspruch mit Bayern München und dem VfL Wolfsburg mitzuhalten. Daher liegen sie gerade hinter ihren eigenen Erwartungen. Die drei Auswärtsniederlagen, ohne dabei gegen die beiden genannten Teams gespielt zu haben, waren sicher nicht eingeplant. Daher könnte es ein wenig unruhiger sein als man es möchte.

WERDER.DE: Bereits elf Pflichtspiele hat Frankfurt in der noch jungen Saison absolviert. Zuletzt waren sie am Mittwoch im Rahmen der Qualifikationsrunde für den UEFA Women’s Europa Cup beim 1. FC Slovacko im Einsatz. Fehlt eventuell etwas die Frische?

Fritzy Kromp: Fünf Englische Wochen am Stück sind auch für die Eintracht nicht unbedingt normal. Die Partien in der Bundesliga und dem Pokal sowie die internationalen Spiele fressen Kapazitäten. Wenn du dann am Wochenende in der Liga bei Teams wie Freiburg oder Hoffenheim antrittst, die den Anspruch haben all ihre Heimspiele zu gewinnen, ist es keine einfache Situation, die du erstmal meistern musst. Das gehört jedoch dazu, wenn du eine Spitzenmannschaft sein willst. Darüber hinaus müssen sie nach dem Abgang einiger Stützen neue Spielerinnen in die Mannschaft integrieren. Die gefürchtete Offensive der Eintracht funktioniert schon sehr gut, doch in der Defensive müssen sie sich noch etwas finden. Dort setzen sie zwar auf hochtalentierte Spielerinnen wie Jella Veit oder Lina Altenburg im Tor, ihnen merkt man jedoch die fehlende Erfahrung an, weshalb es manchmal instabil wirkt.

"UNSER ZIEL IST ES VOR DEM BREAK NOCH EINMAL KONZENTRIERT AUFZUTRETEN UND ABZULIEFERN."

Cheftrainerin Fritzy Kromp vor dem Spiel in Frankfurt

WERDER.DE: Blicken wir auf uns. Das letzte Spiel vor den Länderspielen steht an. Wie frisch ist das Team?

Fritzy Kromp: Das wird sich zeigen (lacht). Ich denke, dass uns die lange Trainingswoche gutgetan hat. Gerade nach dem Nordderby, das für alle Beteiligten vor, während und nach dem Spiel besonders war, gab es einiges zu verarbeiten. Wir haben in den letzten Trainingstagen gut gearbeitet. Ich hoffe, dass die Mannschaft den Schwung aus dem Derbysieg mitnehmen wird. Unser Ziel ist es, vor dem Break noch einmal konzentriert aufzutreten und abzuliefern. Wir wissen, dass uns ein schweres Spiel in Frankfurt erwartet. Dennoch wollen wir unsere Leistungen bestätigen und ein gutes Match zeigen.

WERDER.DE: Die letzten beiden Auswärtsspiele waren in Wolfsburg und München. Mit dem Spiel in Frankfurt kommt ein weiterer Top-Gegner auf fremden Platz dazu. Welche Lehren habt ihr aus den vorherigen Partien gezogen?

Fritzy Kromp: Wir konnten eine ganze Menge daraus ziehen. Frankfurt gehört trotz des schwierigen Saisonstarts eindeutig zu den Top-Teams der Liga. Mit der Qualität im Kader stehen sie nahezu auf einem Level mit Bayern und Wolfsburg, weshalb es sehr unangenehm ist, dort zu spielen. Neben einem guten Matchplan benötigen wir Intensität, Laufbereitschaft und eine konsequente Zweikampfführung. Uns ist klar, dass Frankfurt aufgrund ihres ballbesitzorientierten Spielstils mehr die Kugel haben wird. Daher müssen wir unsere eigenen Hausaufgaben machen und eng verteidigen, um Nadelstiche zu setzen. Wir wollen das Spiel lange offenhalten und dürfen uns auch nicht durch Rückschläge aus der Ruhe bringen lassen. Die Partie in Wolfsburg hat gezeigt, dass wir zurückkommen können und ein Ergebnis nochmal ins Wanken kommen kann. Zwar ist die Eintracht in der Favoritenrolle, doch wenn bei uns alles passt, ist nichts unmöglich.

WERDER.DE: Das sah man zum Beispiel letzte Saison beim Sieg in Frankfurt. Zählt sowas noch?

Fritzy Kromp: Diese Frage wurde mir schon öfter gestellt. Auch im Zusammenhang mit anderen Partien. Zum Beispiel, dass Freiburg der Angstgegner von uns wäre. Selbst wenn es mit der aktuellen Mannschaft nichts zu tun hat, sollte man vergangene Partien nicht unterschätzen. Viele Spielerinnen waren letzte Saison bereits dabei und wissen, wie es ist, in Frankfurt zu gewinnen. Auf der anderen Seite sind viele Frankfurterinnen am Sonntag auf dem Platz, die das Match noch in Erinnerung haben und wissen, dass sie das Spiel mit Blick auf die Statistiken nie hätten verlieren dürfen. Doch so ist Fußball manchmal, was den Sport auch ausmacht. Daher ist so etwas öfter im Kopf, als man sich das vielleicht vorstellt.

WERDER.DE: Du kehrst nun als Trainerin einer Bundesliga-Mannschaft zurück nach Frankfurt. Die letzten Jahre warst du nicht nur Trainerin der U20 bei der SGE, sondern auch Nachwuchskoordinatorin. Wie sehr unterscheidet sich die Aufgabe?

Fritzy Kromp: Die Arbeit ist jetzt schon ganz anders. Zwar hatte ich auch in Frankfurt die sportliche Verantwortung für ein Team, doch im Nachwuchs kommen weitere Themen hinzu wie der schulische Aspekt oder die Koordination der Trainingseinheiten, damit junge Spielerinnen nicht fünfmal die Woche nach Frankfurt pendeln müssen. Es ist insgesamt vielschichtiger.

WERDER.DE: Erwarten dich denn viele bekannte Gesichter beim kommenden Spiel?

Fritzy Kromp: Wir hatten mit dem Bundesliga-Team der Eintracht nicht täglichen Kontakt, dennoch kenne ich die Spielerinnen und freue mich auf das Wiedersehen. Gleiches gilt für Niko Arnautis und sein Trainerteam. Oder die anderen Verantwortlichen wie Katharina Kiel. Meine Heimat Würzburg ist auch nicht so weit entfernt, weshalb von dort sicherlich auch ein paar Bekannte vorbeischauen werden. Daher freue ich mich auf viele nette Begegnungen.

WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch, Fritzy! Und viel Erfolg am Sonntag beim Spiel in Frankfurt.

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