„Wenn er der Beste der Welt ist, kann ich sagen, ich bin sein Kumpel“

MIO BACKHAUS UND YUKINARI SUGAWARA IM DOPPELINTERVIEW

16.10.25 von Moritz Studer | 5 Min

Mio Backhaus und Yukinari Sugawara sitzen in einem Restaurant an einem Tisch.

Schon am ersten Tag als Yukinari Sugawara nach Bremen kam, begleitete Mio Backhaus seinen neuen Teamkollegen beim Medizincheck und den Medienterminen. Obwohl die beiden sich vorher nur als Gegenspieler gegenüberstanden, stellte ihre japanische Herkunft direkt eine spezielle Verbindung zueinander her. Nachdem Backhaus Mitspieler Sugawara eine kleine Stadtführung gab, sprach das Werder-Duo im Doppelinterview über das Kochen, ihre Freundschaft und die größte Stärke des anderen.

WERDER.DE: Yuki, in der letzten Stunde hat Mio dir ein paar Spots in Bremen gezeigt. Ist er ein guter Bremen-Guide?

Yukinari Sugawara: Er hat das sehr gut gemacht, vielleicht kann er das nach seiner Karriere beruflich machen (schmunzelt).

WERDER.DE: Und was war das Spannendste, was du heute über die Stadt gelernt hast?

Yukinari Sugawara: Die vier Tiere, ich weiß nur nicht genau, wie ich das auf Englisch sagen soll…

Mio Backhaus: …die Bremer Stadtmusikanten…

Yukinari Sugawara: …das ist für mich schwer auszusprechen (schmunzelt). Die kleine Gasse mit den kleinen Läden war auch sehr beeindruckend. Sowas habe ich vorher noch nicht gesehen.

WERDER.DE: Du bist seit zwei Monaten in Bremen, Mio kam 2018 an die Weser. Kannst du Yuki Hoffnung machen: Wie lange dauert es, um sich hier zu Hause zu fühlen?

Mio Backhaus: Ich glaube, Yuki fühlt sich hier schon zu Hause und so war es auch für mich. Vielleicht kann er immer noch was über die Stadt und neue Leute kennenlernen. Insgesamt kannst du aber nach Bremen kommen und dich sofort heimisch fühlen.

WERDER.DE: Als Yuki noch im Hotel gewohnt hat, hat er es vermisst eine eigene Küche zu haben. Hat er dich nun schon zu sich zum Essen eingeladen?

Yukinari Sugawara: Niemals (lacht).

Mio Backhaus: Ich habe noch keine Einladung bekommen (schmunzelt). Aber er hat mir gesagt, dass ich vorbeikommen kann, wenn ich hungrig bin.

Yukinari Sugawara: Er ist noch jung und isst eine Menge. Aber ja, wenn er hungrig ist, kann er zu mir kommen.

Mio Backhaus: Seine Wohnung ist glaube ich auch noch nicht komplett eingerichtet. Aber ich kann auch ihn und seine Familie einladen, denn ich kann auch sehr gut kochen.

Mio Backhaus und Yukinari Sugawara fassen die Hufen des Esels der Bremer Stadtmusikanten an.
Backhaus und Sugawara nehmen eine Portion Glück mit nach Heidenheim (Foto: WERDER.DE).

WERDER.DE: Und welches Gericht würdest du ihm zaubern?

Mio Backhaus: Ich denke eine japanische Bowl.

Yukinari Sugawara: Meine Frau kocht sehr gut. Wahrscheinlich ein paar Buns, aber sie kann alles kochen. Mio kann einfach fragen und er bekommt es.

Mio Backhaus: Das klingt gut (lacht).

WERDER.DE: Ihr habt seit Yukis ersten Tag in Bremen eine sehr gute Verbindung zueinander, obwohl ihr euch vorher nur als Gegenspieler kanntet. Gibt es eine Community japanischer Fußballer in Europa?

Yukinari Sugawara: Ich habe zwei Tore gegen ihn geschossen, deswegen haben wir ein gutes Verhältnis. Er war damals ein sehr junger Torhüter in den Niederlanden und ich respektiere sehr, dass er es damals schon gut gemacht hat. Er hat viel Potential. Und wenn er mal der beste Torhüter der Welt ist, kann ich sagen, ich bin sein Kumpel (lacht).

Mio Backhaus: (lacht) Aber gibt es sonst eine große Community japanischer Spieler?

Yukinari Sugawara: Nicht wirklich. Mit ein paar von ihnen spiele ich in der Nationalmannschaft zusammen, sonst aber eher nicht.

"AUF DEM PLATZ ÜBERSETZT ER, WENN DEUTSCH GESPROCHEN WIRD."

Yukinari Sugawara über Mio Backhaus

WERDER.DE: Seit deinem Wechsel in die Bundesliga standest du jedes Mal in der Startelf. Warst du überrascht, dass du so schnell deine Rolle im Team gefunden hast?

Yukinari Sugawara: Einerseits habe ich Mio im Team, der mir alles über die Taktik, die Teamkollegen und den Staff erzählt hat. Es ist wichtig für mich zu wissen, wie das Team tickt und auch auf dem Platz übersetzt er für mich, wenn Deutsch gesprochen wird. Andererseits hat das Trainerteam mir vorhergesagt, warum sie mich verpflichten wollen, und deswegen wusste ich sofort, was ich zu tun habe.

WERDER.DE: Dein Bundesliga-Traum ist im August in Frankfurt wahr geworden, Mio. Wie schwer ist es dir zuletzt gefallen, die Zuschauer-Perspektive einzunehmen?

Mio Backhaus: Es ist kein schönes Gefühl, die Spiele nur zu schauen und nicht selbst zu spielen. Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen und jeden Tag positiv zu sein, um schnell zurückzukommen. Ich hoffe, dass ich diese Woche (Anm. d. Red.: Das Interview wurde am Dienstagabend geführt) wieder voll mit der Mannschaft trainieren kann. Ein großer Dank gilt den Physios und Marcel (Anm. d. Red.: Abanoz, Werder-Rehatrainer) – wir haben hart gearbeitet und ich bin glücklich, nun zurückzukommen.

Yukinari Sugawara und Mio Backhaus in einer kleinen Gasse in der Stadt.
Sugawara und Backhaus erkundeten auch die kleinsten Winkel der Stadt (Foto: WERDER.DE).

WERDER.DE: Einer ist Torhüter, der andere Rechtsverteidiger. Gibt es eine Art der Kommunikation zwischen euch auf dem Platz?

Mio Backhaus: Ich versuche mit allen immer viel zu reden, auch wenn es laut im Stadion ist. Mit Yuki muss ich aber nicht so viel reden, weil…

Yukinari Sugawara: …ich smart bin (lacht).

Mio Backhaus: Genau (lacht). Er macht seinen Job sehr gut.

WERDER.DE: Hast du eigentlich vor deinem Wechsel schon mal von Heidenheim gehört, Yuki?

Yukinari Sugawara: Nein, nicht wirklich. Sie sind in ihrem dritten Bundesliga-Jahr, haben eher ein traditionelleres und kleineres Stadion als bei uns. Es wird ein schwieriges Spiel, denn sie haben ein gutes Team, wir wollen dort aber gewinnen.

"SEINE SCHÜSSE UND SEINE FLANKEN SIND WAFFEN."

Mio Backhaus über Yukinari Sugawara

WERDER.DE: Was stimmt euch optimistisch, dass ihr nach dem Sieg vor der Länderspielpause gegen den FC St. Pauli einen weiteren nachlegen könnt?

Mio Backhaus: Wenn die Nationalspieler in guter Verfassung zurückkommen, haben wir die Qualität dort zu gewinnen. Außerdem haben wir einen guten Teamspirit. Das Spiel gegen St. Pauli war zwar vielleicht nicht schön anzuschauen, aber wir haben es gewonnen, ohne wirklich eine Chance zuzulassen. Das stimmt mich optimistisch.

WERDER.DE: Zum Abschluss des Interviews: Was ist für euch die größte Qualität des anderen auf dem Platz?

Yukinari Sugawara: (überlegt) Seine Paraden. Er hat in einigen Spielen keine einfache Aufgabe gehabt, uns mit seinen Paraden aber sehr geholfen.

Mio Backhaus: Seine offensiven Aktionen und sein rechter Fuß. Seine Schüsse und seine Flanken sind Waffen, die uns schon geholfen haben und noch helfen werden.

WERDER.DE: Wir wünschen euch viel Erfolg am Samstag. Vielen Dank für das Gespräch!

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