„Der Zusammenhalt wird auch in diesem Jahr der Schlüssel sein“
HEIDENHEIM-KAPITÄN PATRICK MAINKA IM GEGNERINTERVIEW
17.10.25 von Moritz Studer | 5 Min
Auch wenn Patrick Mainka nur anderthalb Jahre für den SV Werder auflief, wird seine Verbindung nach Bremen schon aus familiären Gründen nie abreißen. Warum das so ist, erklärt der FCH-Kapitän im WERDER.DE-Gegnerinterview und spricht darüber hinaus u.a. über seine Zeit an der Weser, das Besondere an seinem aktuellen Klub und seine Hingabe für jeden Bundesliga-Moment.
WERDER.DE: Moin Patrick, du standest bislang zu jeder Bundesliga-Sekunde des 1. FC Heidenheim in jedem der 74 Spiele auf dem Platz. Hast du Angst was zu verpassen?
Patrick Mainka: Nein, das wäre auch der falsche Ratgeber. Ich genieße jede Minute davon, weil ich es nicht für selbstverständlich nehme und lange darauf hingearbeitet habe. Letztes Jahr wäre es fast so weit gewesen, als ich lange bei vier Gelben Karten stand. Ich bin schon stolz auf die Statistik und reite die Serie so lange es geht, aber mit dem Nachdruck, dass es mir am Ende wichtiger ist, das Spiel zu gewinnen. Ob ich dann 74 oder 90 Minuten auf dem Platz stehe, ist nicht entscheidend.
WERDER.DE: Du bist seit sieben Jahren in Heidenheim und hast deinen Vertrag bereits frühzeitig bis 2029 verlängert. Warum fühlst du dich auf der Ostalb so wohl?
Patrick Mainka: Der Verein und seine Werte haben von Anfang an sehr gut zu mir gepasst. Zum anderen habe ich viel mit dem Verein erlebt, viel aufgebaut und auch schwierige Phasen gehabt. Meine Frau und ich fühlen uns wohl, haben auch einen Freundeskreis außerhalb des Fußballs. Sie kommt zwar aus Bremen, genießt aber genau wie ich die kleinere Stadt hier. Von daher war es ein Leichtes zu sagen, wir gehen den gemeinsamen Weg, hoffentlich erfolgreich, weiter.
)
WERDER.DE: Was ist denn neben deiner Frau noch von deinem Zwischenstopp bei Werder übriggeblieben?
Patrick Mainka: Ja, genau – das größte Glück mit meiner Frau auf jeden Fall! Mit dem Aufstieg in die 3. Liga über die Relegation, in der ich noch ein Tor geschossen habe, war das schon eine coole Zeit mit einer coolen Mannschaft. Der Verein ist mir ans Herz gewachsen, auch wenn das natürlich lange her ist. Mit Oliver Hüsing und U23-Legende Tobias Duffner habe ich immer noch regelmäßig Kontakt. Die Verbindung zu Werder wird allein schon wegen meiner Frau nie abreißen, auch wenn sie am Samstag dann jetzt doch für uns ist (lacht).
WERDER.DE: Das sei euch auf jeden Fall gegönnt. Du hast Oliver Hüsing schon angesprochen und auch mit deinem Mitspieler Marnon Busch schon in Bremen zusammen eine Viererkette gebildet. Seid ihr dann alle zufällig in Heidenheim gelandet?
Patrick Mainka: Offenkundig mag der 1. FC Heidenheim die Ausbildungsarbeit beim SV Werder Bremen (schmunzelt). Im DFB-Pokalspiel, als wir 1:4 im Weserstadion verloren haben, haben wir drei mit Norman Theuerkauf sogar eine komplette Viererkette mit ehemaligen Bremern gebildet. In der Fußballwelt läuft man sich immer wieder über den Weg und das ist in diesem Fall ein lustiger Zufall, weil ich in Bremen wie gesagt eine schöne Zeit hatte.
WERDER.DE: Oliver Hüsing hat vor dem letzten Duell der beiden Klubs gesagt, dass in Heidenheim durch die personelle Kontinuität ein Zusammenhalt herrscht, während es andernorts unruhig wird. Inwiefern macht sich das aktuell in eurer täglichen Arbeit als Tabellenletzter bemerkbar?
Patrick Mainka: Das ist natürlich schwierig für mich zu beurteilen, weil ich bei anderen Vereinen mit Bielefeld, Bremen oder Dortmund nur reingeschnuppert habe. Außergewöhnlich ist, dass hier auf der Trainerposition gar keine Diskussion entsteht. Die Spieler können hier keine Ausrede suchen, weil sie wissen, dass am Trainer nichts zu rütteln ist. Wir haben nicht die großen Stars oder Einzelspieler und deswegen wird auch in diesem Jahr wieder der Zusammenhalt der Schlüssel sein.
:quality(70))
WERDER.DE: Das Spiel des FCH war unter Frank Schmidt immer von Intensität und hoher Laufbereitschaft geprägt. Wie erklärst du dir, dass im Moment nur zwei Bundesliga-Konkurrenten weniger gelaufen sind als ihr?
Patrick Mainka: Das hat erstmal nichts mit der Fitness, sondern vor allem mit dem Spielertypen zu tun. Im Moment legen wir mehr Wert auf kurze Antritte und Sprints und wollen auch etwas mehr mit dem Ball machen. Eine Rolle spielt sicherlich auch die lange Unterzahl gegen Dortmund. Trotzdem wollen wir uns auch in der Hinsicht verbessern, weil wir in den sogenannten Basics gut sein müssen, um eine Chance zu haben.
WERDER.DE: Im letzten Jahr führte das Heidenheimer Märchen euch bis in die UEFA Conference League. Fällt es manchmal schwer, sich wieder mit Abstiegskampf zu arrangieren?
Patrick Mainka: Überhaupt nicht. Das wäre auch der komplett falsche Weg. Das letzte Jahr war für viele sicherlich ein Traum, den sie sonst in ihrer Karriere nicht erreicht hätten. Ich habe mich bei der Einführung auch gefragt, ob es die Conference League braucht, bin im Nachhinein aber extrem dankbar, diese unfassbare Reise erlebt zu haben. Es wäre aber ein Fehler, jetzt zu denken, die Bundesliga wäre weniger wert, weil wir so lange darauf hingearbeitet haben, hier spielen zu dürfen. Das als Beiwerk abzustempeln, würde mir nie passieren – ich genieße wie gesagt jede Minute.
"IN SOLCH EINER SITUATION IST FUSSBALL VÖLLIG NEBENSÄCHLICH."
Patrick Mainka über den lebensbedrohlichen Sturz eines Fans
WERDER.DE: Euer letztes Heimspiel und Erfolgserlebnis wurde durch den lebensgefährlichen Sturz eines Fans in den Innenraum überschattet. Wie sehr hat euch das als Mannschaft mitgenommen?
Patrick Mainka: In solch einer Situation ist der Fußball völlig nebensächlich. Einer unserer Fans hat schließlich unmittelbar neben dem Platz um sein Leben gekämpft. Ich selbst habe erst nach dem Spiel mitbekommen, was wirklich passiert ist. Unsere Fans stehen unfassbar hinter uns und der Zusammenhalt ist so groß, dass du es nicht einfach abschütteln kannst, wenn dort einer aus unserer großen FCH-Familie liegt. Wir haben uns sehr gefreut, positive Nachrichten zu bekommen und zu hören, dass Fortschritte bei ihm da sind. Gesundheit ist das Wichtigste von uns allen und da geht es nicht um 1., 2. oder 3. Liga.
WERDER.DE: Am Samstag ist nun der SV Werder in der Voith-Arena zu Gast. Worauf dürfen sich unsere Jungs einstellen?
Patrick Mainka: Eine sehr emotionale Stimmung in einem engen Stadion und eine Mannschaft, der bewusst ist, dass sie momentan auf dem letzten Platz steht und um jeden Meter kämpfen wird. Es wird ein intensives Fußballspiel, bei dem wir alles reinwerfen werden, um den Besuch von Werder Bremen so unangenehm wie möglich zu gestalten.
WERDER.DE: Wir freuen uns trotzdem schon Mal auf Samstag. Vielen Dank für das Gespräch, Patrick!